Veröffentlicht am: 16.09.2018
Wer auf Karpfen angelt, der ist meist auf kapitale Fänge aus. Der Karpfen gehört zu den kampfstärksten Fischen in unseren heimischen Gewässern und ist deshalb in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Die Tiere werden bis zu 40 Jahren alt und bis zu 60 Pfund schwer. Weil ihre Lieblingsbeschäftigung das Fressen ist und sie bei der Futterwahl nicht besonders wählerisch sind, werden die Karpfen auch als Wasserschweine bezeichnet. Es gibt verschiedene Methoden und Köder um den Karpfen an die Angel zu bekommen. Die Montagen sind trotz der Größe des Fisches relativ unkompliziert. Zudem lässt sich der Karpfen gut konditionieren.
Der Karpfen ist eine heimische Fischart, die mittlerweile auch in Voderasien beheimatet ist. Als gefräßiger Friedfisch frisst der Karpfen quasi alles außer andere Fische. Bereits seit der Antike ist er ein beliebter und ergiebiger Speisefisch. Auf den heimischen Tellern spielt der Karpfen vor allem zu Weihnachten und Silvester eine Rolle, wenn der traditionelle Festtagskarpfen auf den Tisch kommt. Insbesondere in Osteuropa ist dieser noch sehr beliebt.
Weil große Karpfen recht fett und reich an Gräten sind, ist nicht jeder Karpfenangler auch scharf darauf seinen Fang zu essen. Wer das vor hat, sollte sich mit den kleineren Exemplaren von zwei bis drei Kilogramm begnügen. Die größeren sind tolle Fangerfolge, geschmacklich aber nicht wirklich empfehlenswert.
Karpfen können in natürlichen Flüssen, Seen sowie Talsperren und auch in Zuchtteichen gefangen werden. Sein zu einem Rüssel ausstülpbares Maul ist perfekt geeignet um am Gewässergrund zu gründeln. Im Sommer sonnt sich der Karpfen aber auch gern an der Wasseroberfläche. Sein Hauptziel jedoch ist es so groß und schwer wie möglich zu werden, weshalb er einen Großteil des Tages mit der Nahrungsaufnahme verbringt.
Die besten Jahreszeiten zum Karpfenangeln sind Sommer und Herbst. Im Winter sind die Tiere träge, weil sie sich quasi im Energiesparmodus befinden und kaum bewegen. Wenn sich das Wasser im Frühjahr langsam erwärmt, findet man Karpfen meist in den flacheren Gewässerarealen und kann sie sogar schon an der Oberfläche sehen. Im Sommer gehen sie wieder einen Großteil des Tages ihrer Lieblingsbeschäftigung nach und fressen. Sie sind aktiv und die Fangchancen entsprechend hoch. Noch besser ist aber der Herbst geeignet. Die Fische sind wohl genährt im warmen Wasser unterwegs und futtern sich für den bevorstehenden Winter ein Fettpolster an.
Das Grundangeln ist die klassische und am häufigsten praktizierte Methode, wenn es um Karpfen geht. Das liegt daran, dass der Friedfisch zu 90 Prozent am Boden gründelt und dort mit seinem vorstülpbaren Maul die Nahrung aufsaugt. Beim Grundangeln liegt der Köder durch ein Blei beschwert am Gewässergrund, wo der Fisch normalerweise nach Futter sucht. Das hat bei stärkerem Wind und strömungsreichen Gewässern zudem den Vorteil, dass der Köder an Ort und Stelle liegen bleibt.
Die Grundrute sollte etwa zwischen 3,00 und 3,60 Meter lang sein und ein Wurfgewicht bis zu 60 Gramm, maximal 80 Gramm, unterstützen. Ideal ist eine mittlere Stationärrolle. Die monofile Schnur sollte je nach erwarteter Größe einen Durchmesser zwischen 0,25 und 0,35 Millimeter haben.
In der Regel wird mit einer Laufbleimontage gefischt, die es dem Karpfen bei geöffneter Rolle ermöglicht, Schnur zu ziehen. Der Fisch kann sich also ohne Widerstand weiterbewegen und wird nicht sofort misstrauisch. Der Angler kann einen gezielten Anschlag setzen. Das Vorfach sollte wie gewohnt etwas dünner sein als die Hauptschnur. Ideal sind Haken der Größe 2 bis 8, an denen der Köder befestigt wird. Bei der Festbleimontage wird der Köder nicht am Haken, sondern am Haar angeboten.
Auch beim Angeln mit der Pose wird der Köder am Grund platziert, als Bissanzeiger dient jedoch die Pose, die ständig im Auge behalten werden muss. Aufgrund des geringen Wurfgewichts wird mit Posen eher in kurzen bis mittleren Distanzen gefischt. Vor allem im Sommer kann ufernahes Angeln auf Karpfen sehr erfolgreich sein. Die Karpfenmontage mit Pose ist ähnlich der des Grundangelns. Die Pose sollte jedoch eine höhere Tragkraft haben als beispielsweise bei Brassen oder Rotaugen. Entscheidend für den Fangerfolg ist das perfekte Ausbleien der Pose, für das man sich genügend Zeit nehmen sollte. Idealerweise schwebt der Köder ganz knapp über dem Grund, um etwas aus der Masse herauszustechen.
Die Selbsthakmontage kam zusammen mit den Boilies aus Großbritannien und hat schnell viele Anhänger gewonnen. Dafür wird statt eines Laufbleis an gleicher Stelle ein Festblei mit mind. 80 Gramm montiert. Der Karpfen hat nun nur noch die Länge des Vorfachs um den Köder zu testen. Dieser wird bei der Selbsthakmontage immer am Haar und nie am Haken selbst befestigt. Anfänger sollten vormontierte Karpfenvorfächer kaufen, weil das Selberbinden nicht ganz einfach ist.
Indem der Karpfen gegen das Gewicht des Bleis schwimmt, zieht er sich den Haken quasi selbst durchs Fleisch, häufig durch eine Lippe. Das verschafft dem Angler etwas mehr Zeit um an die Rute zu kommen und den Anschlag zu machen. Für den Ernstfall sollte ein Safety Bolt verwendet werden, welches das Blei freigibt, falls die Schnur beim Drill reißt. Der Karpfen kann das Blei dann abschütteln und muss nicht qualvoll verenden.
Fast schon in Vergessenheit geraten, aber gerade im Sommer durchaus erfolgreich, ist der Futterkorb. Im Sommer sonnen sich die Karpfen gern direkt unter der Wasseroberfläche. Als Köder wird einfach etwas Brot nach Wahl am Haken befestigt und an freier Leine angeboten. Es braucht also weder Blei noch Pose. Gut geeignet ist eine leichte Posenrute mit einer Schnur, die einen Durchmesser von 0,20 bis 0,25 Millimeter aufweist. Der Haken sollte eine Größe zwischen 4 und 8 haben.
Boilies sind kreisrunde Köder, die aus Großbritannien stammen und das Karpfenangeln revolutioniert haben. Sie bestehen aus verschiedenen pflanzlichen und tierischen Mehlen sowie Aroma- und Farbstoffen. Ein wichtiger Zubereitungsschritt ist das Kochen (engl. to boil) oder Dämpfen, wodurch die Boilies zäh bis hart werden und sich im Wasser nicht auflösen. Es gibt sie in unterschiedlichsten Farben und Geschmacksrichtungen (Fisch, Erdbeere, Kokosnuss, etc.). Mittlerweile findet man im Internet viele Rezepte um sie selbst zu machen. Aufgrund ihrer Größe werden Boilies fast ausschließlich von Karpfen gefressen.
Vor der Verbreitung der Boilies war Mais der Klassiker fürs Karpfen angeln. Der kann natürlich nach wie vor genutzt werden. Alternativen sind zudem die guten alten Regen- bzw. Tauwürmer sowie Maden. Mit ihnen lässt sich aber weniger gezielt angeln.
Karpfen lassen sich sehr gut konditionieren, wodurch sich die Fangchancen zum Teil drastisch erhöhen können. Zwei bis vier Tage vor dem geplanten Angelausflug kann man vorher täglich 0,5 bis 1,5 kg Futter an einer gut geeigneten Stelle ausstreuen, damit die Karpfen sich an diesen Platz gewöhnen. Am besten geeignet ist dafür ein Partikelmix der aus Hanfsamen, Mais, Tigernüssen, Weizen, Erbsen und ähnlichem besteht. Wer mit Boilies auf Karpfen angeln will, mischt am besten direkt ein paar davon unter, um die Fische auch daran zu gewöhnen.
Beim Fischen selbst sollten ebenfalls jeweils fünf bis zehn Boilies rund um die Angelstelle ins Wasser geworfen werden, um die Karpfen anzulocken. Aber bitte nicht übertreiben, sonst sind selbst sie schnell satt und haben keine Lust mehr auf den eigentlichen Köder. Manche Angler nutzen zum Anfüttern sogar ferngesteuerte Futterboote oder Katapulte.
Einen Karpfen zu überlisten, zu drillen und zu landen macht richtig Spaß und mächtig stolz. Wer zuvor nach einem geeigneten Platz Ausschau hält (z. B. Schilfgürtel, Seerosenfeld, Flachwasserzone) und dabei die Jahreszeiten beachtet, hat schon die halbe Miete drin. Neben einer guten Karpfenrute ist beim Angeln auf Karpfen ein ausreichend großer Kescher wichtig. Die Montagen sind nicht sonderlich schwer, das Drillen und Landen kann bei kapitalen Karpfen aber auch schon mal eine Herausforderung sein. Boilies sind ziemlich vielversprechende Köder, aber manchmal reicht auch einfach ein wenig Mais oder Brot auf der Wasseroberfläche. Letztlich ist die Köderwahl natürlich auch gewässerabhängig.